Wissen Sie, wer unsere erste Absolventin war? In unserem Juni-Beitrag der Serie „Damals in der Fakultät“ lesen Sie die Antwort.
Am 26. Oktober 1979 besteht Sanda Grätz als erste Frau der Fakultät die Diplomprüfung. Wie es damals für sie war, als einzige Frau unter Männern an der Fakultät zu studieren, erzählt sie im Gespräch mit Janine Bruder.
Frau Grätz, wann kamen Sie an die Fakultät?
"Ich startete 1973 ins Studium der Elektrotechnik an der Fakultät."
Hatten Sie weibliche Unterstützung im Hörsaal oder waren Sie unter Ihren Kommilitonen die einzige Frau?
"Ich habe leider keine andere Kommilitonin gesehen. Sicher hätte ich sie angesprochen!"
Rollte man Ihnen den roten Teppich aus oder wie war das für Sie?
"Einen roten Teppich hätte ich meilenweit umgangen. Ich glaube, wenn mich der eine oder andere Professor nicht angesprochen hätte, wäre ich bei fast hundert Kommilitonen gar nicht aufgefallen. Allerdings habe ich sehr schnell eine Lerngruppe von sechs Jungs gefunden, mit denen ich bis zum Diplom zusammen gelernt und gefeiert habe und Doppelkopf in der Cafeteria IB gespielt habe."
An welches Erlebnis aus Ihrer Studienzeit denken Sie gerne zurück?
"Ich erinnere mich gerne an die Abende und Nächte mit Prof. Wolfgang Weber und meinen Kommilitonen am Lehrstuhl für Datenverarbeitung. Wir diskutierten nicht nur über unsere Arbeit, sondern sprachen über alles – von Politik über Musik und Kunst bis hin zu persönlichen Dingen – kein Thema war Tabu. Prof. Weber war ein Vorbild und seine Menschlichkeit und Offenheit haben mich sehr geprägt. Ich habe versucht, auch meinen Studierenden die Offenheit, Neugier und Toleranz, die ich erlebt habe, weiterzugeben."
1979 absolvierten Sie Ihr Diplom, waren Sie stolz, die erste Absolventin der Elektrotechnik an der Ruhr-Uni zu sein?
"Ehrlich gesagt, ich habe eine Kopie meines Diploms noch Wochen in der Tasche getragen und es immer wieder bestaunt. Ich konnte es selbst gar nicht fassen, dass ich Diplom-Ingenieurin war. Der Dekan der Elektrotechnik, Prof. Wenzel, überreichte mir das Diplom persönlich mit einem Blumenstrauß und erklärte mir ausgiebig, dass er das nur bei der ersten Absolventin macht."
Wie ging es danach beruflich für Sie weiter?
"Zunächst arbeitete ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Sicherheitstechnik der Universität Wuppertal. Anschließend war ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rechenzentrum der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf im Bereich der Medizinischen Datenverarbeitung tätig. Heute bin ich die Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Heinrich-Heine-Universität."
Das klingt nach einer interessanten Karriere. Für die Zukunft wünschen wir Ihnen weiterhin alles Gute. Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Grätz!