Aufnahme des Lehrbetriebs

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Damals in der Fakultät... Ein Interview mit Prof. Fettweis

Am 15. Ok­to­ber 1968 star­te­ten 40 Stu­di­en­an­fän­ger ins Stu­di­um der Elek­tro­tech­nik und In­for­ma­ti­ons­tech­nik an der RUB. Im Interview be­rich­te­te der ehe­ma­li­ge Pro­fes­sor für Nach­rich­ten­tech­nik Al­fred Fett­weis († 20.​08.​2015) damals über die ers­ten Jahre der Fa­kul­tät für Elek­tro­tech­nik und In­for­ma­ti­ons­tech­nik der RUB.

Pro­fes­sor Fett­weis, er­in­nern Sie sich an Ihren ers­ten Tag in der Fa­kul­tät?

„Ich habe zu­nächst die Er­nen­nungs­ur­kun­de in Emp­fang ge­nom­men. Mein Lehr­stuhl war an­fangs nur be­helfs­mä­ßig im Ge­bäu­de IB un­ter­ge­bracht. Nach etwa einem hal­ben Jahr war IC fer­tig­ge­stellt und wir ge­hör­ten zu den Ers­ten, die in lang­fris­tig für sie ge­plan­te Räume ein­zie­hen konn­ten.“

Wann kamen Sie an die Fa­kul­tät?

„Ich bin am 8. De­zember 1966 mit Wir­kung zum 1. April 1967 zum Pro­fes­sor für Nach­rich­ten­tech­nik er­nannt wor­den. Vor­her hatte ich einen Lehr­stuhl in den Nie­der­lan­den. Den Ruf nach Bo­chum er­hielt ich schon im Juni 1965, doch durch Un­si­cher­hei­ten zog sich meine Er­nen­nung hin. Ur­sa­che hier­für war die Grün­dung einer wei­te­ren, tech­nisch ori­en­tier­ten Uni­ver­si­tät in Dort­mund. Durch einen Be­ra­ter­ver­trag konn­te ich be­reits im Jahr vor mei­nem Dienst­an­tritt am Auf­bau mit­wir­ken.“

Wegen der Neu­grün­dung der Uni­ver­si­tät Dort­mund ent­schied das Kul­tus­mi­nis­te­ri­um im Jahr 1967, die Zahl der ur­sprüng­lich ge­plan­ten 15 Lehr­stüh­le der Bo­chu­mer Elek­tro­tech­nik auf sie­ben zur ver­rin­gern. Wel­che Fol­gen hatte das für die RUB-Fa­kul­tät?

„Das hatte dra­ma­ti­sche Fol­gen, denn damit war die Fa­kul­tät nicht wirk­lich le­bens­fä­hig. Mit erst sechs, dann sie­ben Lehr­stüh­len hät­ten wir die fach­li­che Brei­te der mo­der­nen Elek­tro­tech­nik nicht kom­pe­tent ab­de­cken und bes­ten­falls ein Schmal­band­stu­di­um an­bie­ten kön­nen. Im Jahr 1970 för­der­te das Mi­nis­te­ri­um im­mer­hin zehn Lehr­stüh­le und im Laufe der Jahre kamen dann glück­li­cher­wei­se wei­te­re hinzu.“

Wie setz­te sich der Ver­wal­tungs­ap­pa­rat der Fa­kul­tät da­mals zu­sam­men?

„Als ich von Herbst 1970 bis Früh­jahr 1972 Dekan war, be­stand das De­ka­nat nur aus der Se­kre­tä­rin Frau Schulz und mir – das war es. Oft haben wir beide ge­mein­sam bis spät abends Sit­zun­gen vor­be­rei­tet, Pro­to­kol­le er­stellt, Kor­re­spon­denz er­le­digt usw. Oben­drein muss­te ich den ei­ge­nen Lehr­stuhl auf­bau­en, Lehr­ver­an­stal­tun­gen pla­nen und vor­be­rei­ten.“

Vie­len Dank für das Ge­spräch, Herr Fett­weis!


Zur Per­son

Prof. Fett­weis ge­hört zu den Grün­dungs­vä­tern der Fa­kul­tät für Elek­tro­tech­nik und In­for­ma­ti­ons­tech­nik. Er stammt aus der klei­nen deut­schen Min­der­heit in Bel­gi­en und stu­dier­te Elek­tro­tech­nik an der Uni­ver­sité Ca­tho­li­que de Lou­vain. Nach einer zwölf­jäh­ri­gen In­dus­trie­tä­tig­keit in Bel­gi­en und den USA pro­mo­vier­te Fett­weis 1963 und trat im glei­chen Jahr eine Pro­fes­sur für Theo­re­ti­sche Elek­tro­tech­nik an der Tech­ni­schen Uni­ver­sit­eit Eind­ho­ven, Nie­der­lan­de, an. Ab 1967 hat er an der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bo­chum den Lehr­stuhl für Nach­rich­ten­tech­nik auf­ge­baut. Nach sei­ner Eme­ri­tie­rung 1992 lei­te­te er den Lehr­stuhl noch bis zum Herbst 1993.

Zahl­rei­che Aus­zeich­nun­gen

Sechs Eh­ren­dok­tor­wür­den er­hielt Prof. Fettweis von der schwe­di­schen Uni­ver­si­tät Lin­köping (1986), der bel­gi­schen Fa­culté Po­ly­tech­ni­que de Mons (1988), der Ka­tho­lie­ke Uni­ver­sit­eit Leu­ven (Bel­gi­en, 1988), der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Bu­da­pest (Un­garn, 1995), der Uni­ver­si­tät Po­li­tech­ni­ka Poz­nans­ka (Posen, Polen, 2004) und der Uni­ver­si­tät Pa­der­born (Pa­der­born, 2011). Prof. Fett­weis ist Life Fel­low des In­sti­tu­te of Elec­tri­cal and Elec­tro­nics En­gi­neers (New York), Mit­glied der Aca­de­mia Eu­ro­paea (Lon­don), der Aca­de­mia Sci­en­tiar­um et Ar­ti­um Eu­ro­paea (Salz­burg/Wien), der Deut­schen Aka­de­mie der Tech­nik­wis­sen­schaf­ten und seit 1975 Mit­glied der Nord­rhein-West­fä­li­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und der Küns­te.

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