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Virtueller Blindenstock hilft bei der Orientierung

Erstellt von Lara Kris­tin Zei­tel | |   InSys

Mit neuen ra­dar­ge­stütz­ten Sys­te­men kön­nen sich Seh­be­hin­der­te wie Fle­der­mäu­se in ihrer Um­ge­bung zu­recht­fin­den.

Im nahen Um­feld bie­tet der Blin­den­stock In­for­ma­tio­nen über die Um­welt, aber wo in ei­ni­ger Ent­fer­nung der Durch­gang zwi­schen Häu­ser­fron­ten ist, zeigt er nicht. Das kön­nen ra­dar­ge­stütz­te Sys­te­me, die das Kon­sor­ti­um des Pro­jekts Ra­vis-3D ent­wi­ckelt hat. Die Sys­te­me, die in­tui­tiv be­nutz­bar sind, er­fas­sen die Um­ge­bung und set­zen sie in Au­dio­si­gna­le um, die über ein halb­of­fe­nes Hör­ge­rät aus­ge­ge­ben wer­den. Ein For­scher­team der RUB ent­wi­ckel­te für das Pro­jekt un­ter­schied­li­che Sen­so­ren und Sys­te­me und tes­te­te sie ge­mein­sam mit Be­trof­fe­nen. „Das Er­staun­li­che war, dass es vor allem die ein­fa­chen, in­tui­ti­ven Sys­te­me waren, die das po­si­tivs­te Nut­zer-Feed­back er­ga­ben“, be­rich­tet Prof. Dr. Nils Pohl, In­ha­ber des Lehr­stuhls für In­te­grier­te Sys­te­me der RUB.

Ins­ge­samt drei Lehr­stüh­le der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bo­chum (RUB) sowie meh­re­re In­dus­trie­part­ner haben das drei­jäh­ri­ge Pro­jekt ab­ge­schlos­sen, das von der Eu­ro­päi­schen Union und dem Land Nord­rhein-West­fa­len ge­för­dert wurde.

Sen­so­ren, An­ten­nen, Audio

Das Kon­sor­ti­um mach­te sich zu­nächst daran, das tech­nisch Mach­ba­re zu ent­wi­ckeln. So bau­ten sie un­ter­schied­li­che Ra­dar­sys­te­me, die von ro­tie­ren­den 360-Grad-Sen­so­ren über spe­zi­el­le An­ten­nen, wel­che das Ge­sichts­feld des Nut­zers er­fas­sen, bis hin zu ge­rich­te­ten Sen­so­ren reich­ten, die die Ent­fer­nung eines Fo­kus­punkts mes­sen. Auch für die Au­dio­aus­ga­be der Um­ge­bung grif­fen die For­sche­rin­nen und For­scher in die Trick­kis­te: Bei­spiels­wei­se ana­ly­sier­te das Sys­tem die Ge­räusch­um­ge­bung und blen­de­te dann die Hin­der­nis­se aus, die selbst Töne von sich geben.

Ak­ku­rat in die akus­ti­sche Um­ge­bung ein­glie­dern

„Akus­tisch ak­ti­ve Hin­der­nis­se, wie etwa ein spre­chen­der Mensch, soll­te das Sys­tem nicht als Hin­der­nis be­grei­fen, da der Nut­zer sie ja oh­ne­hin schon wahr­nimmt“, er­läu­tert Prof. Dr. Rai­ner Mar­tin vom Lehr­stuhl für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­a­kus­tik der RUB. Durch Ver­mes­sun­gen des in­di­vi­du­el­len Hör­ver­mö­gens von Nut­zern wurde die räum­li­che Or­tung von Quel­len wei­ter ver­bes­sert. „Damit woll­ten wir er­rei­chen, dass sich die Ver­to­nung von rea­len Hin­der­nis­sen be­zie­hungs­wei­se Na­vi­ga­ti­ons­hin­wei­sen mög­lichst ak­ku­rat in die na­tür­li­che akus­ti­sche Wahr­neh­mung der Nut­zer ein­glie­dert“, so Prof. Dr. Ge­rald Enz­ner aus der RUB-Kom­mu­ni­ka­ti­ons­a­kus­tik.

Das wie­der­um in­ter­es­sier­te die am Pro­jekt be­tei­lig­ten Fir­men Kampmann Hör­sys­te­me und „Sen­sor­ba­sier­te Neu­ro­nal Ad­ap­ti­ve Pro­the­tik“, kurz Snap, be­son­ders. Ihre Auf­ga­be war es, die Sys­te­me mit Be­trof­fe­nen zu tes­ten sowie Hör­ge­rä­te zur Au­dio­aus­ga­be zu in­te­grie­ren. Dabei hat sich vor allem ein Sys­tem po­si­tiv her­vor­ge­tan: Ein re­la­tiv ein­fa­ches Sen­sor­sys­tem, das man wie eine Ta­schen­lam­pe in eine Rich­tung hal­ten kann, um die Ent­fer­nung zum nächs­ten Hin­der­nis als Ton aus­ge­ge­ben zu be­kom­men. „In Ver­bin­dung mit der Au­dio­aus­ga­be über Hör­ge­rä­te er­gibt sich damit ein in­tui­tiv zu be­die­nen­der vir­tu­el­ler Blin­den­stock, der in grö­ße­rer Reich­wei­te funk­tio­niert“, er­läu­tert Dr. Corin­na Weber von der Firma Snap.

Gro­ßes Ver­mark­tungs­po­ten­zi­al

Die Mit­glie­der des Kon­sor­ti­ums sind si­cher, dass die Er­geb­nis­se von Ra­vis-3D ein gro­ßes Ver­mark­tungs­po­ten­zi­al haben. „Ein sol­ches Sys­tem ist bis­her am Markt noch nicht vor­han­den“, sagt Dirk Kampmann von der Firma Kampmann Hör­sys­te­me, die das Kon­sor­ti­um lei­tet. „Wir müs­sen nun daran ar­bei­ten, dass die Kom­po­nen­ten klei­ner und güns­ti­ger wer­den und dass das Sys­tem sich in wei­te­re IT-ba­sier­te Blin­den­hilfs­mit­tel zum Bei­spiel auf dem Smart­pho­ne gut ein­glie­dert. Wenn das ge­lingt, kön­nen wir den Markt an Blin­den­hilfs­mit­teln in den kom­men­den Jah­ren be­rei­chern.“

Eine Film­se­quenz, wie der vir­tu­el­le Blin­den­stock funk­tio­niert, gibt es auf der RUB-News-Sei­te unter https://​news.​rub.​de/​presseinformationen/​wissenschaft/​2019-08-06-elektrotechnik-virtueller-blindenstock-hilft-bei-der-orientierung. Einen kur­zen Film­bei­trag von RTL West zum Thema gibt es au­ßer­dem auf TVNow unter https://​www.​tvnow.​de/​shows/​rtl-west-89/​2019-08/​episode-1-thema-u-a-totes-baby-1670455 (Mi­nu­te 15:38) .(Foto: RUB/Kra­mer)

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