THZ-ANWENDUNGSÜBERSICHT
Mit Beginn der THz Erzeugung durch ultrakurze Pulse Ende der 1980er Jahre begann auch die intensive Suche nach Anwendungen im THz Bereich. Insgesamt wird ein großes Potential durch die folgenden Eigenschaften gesehen:
- Niederenergetisch: Im Gegensatz zu Röntgenstrahlung ist die Strahlung aus dem THz Bereich nicht- ionisierend, was eine Gefährdung von Mensch und Material nahezu ausschließt. Allerdings ist dies auch eine große Herausforderung, da die Wärmestrahlung der Umgebung oft eine signifikante Störgröße darstellt.
- Durchdringt viele optisch undurchlässige Materialien: Papier, Plastik und Stoff sind weitestgehend transparent für den Strahlungsbereich, so dass hier ein großes Potential für Sicherheitstechnik und Qualitätskontrolle vorliegt. Dennoch konnte bisher kaum ein Einsatz im Massenmarkt realisiert werden.
- Hohe Absorption durch Wasser: Was für Feuchtigkeitsmessungen an der Haut, oder in Produkten noch Vorteile mit sich bringt, stellt gerade im Bereich der Funkübertragung mit Trägerwellen im THz Bereich ein großes Problem dar. Die Wasserabsorption in der Atmosphäre ermöglicht, wenn überhaupt, nur Übertragungen in schmalen Bereichen oder über kurze Distanzen.
- Spektrale Fingerabdrücke im THz Bereich: Viele Moleküle besitzen Rotations- und Vibrationsbanden im diesem Energiebereich. Dies kann ausgenutzt werden, um bestimmte Substanzen (Pharmazeutika, Sprengstoffe …) zu identifizieren.
Abbildung 1: Mögliche Anwendung Produktkontrolle. Durch die Messung bei 300GHz sind die Strukturen im Inneren des Zeichentabletts deutlich zu erkennen.
Bis jetzt konnte jedoch kein wirklicher Durchbruch erreicht werden, was unter anderem an den hohen Investitionskosten liegt, die mit der Anschaffung eines THz- Systems verbunden sind. Dennoch findet eine rege Diskussion für den Einsatz in vielen Gebieten statt. Hier eine kleine Auswahl:
- Medizintechnik: Ein vieldiskutierter Bereich gerade in den 90er Jahren. Die hohe Absorption durch Wasser beschränkt die Anwendung dennoch auf die oberen Hautschichten. Hier konnte jedoch gezeigt werden, dass eine Identifikation von Hautkrebs möglich ist. Die Kosten für ein solches System übersteigen jedoch bei weitem die Kosten, die durch die Behandlung durch einen erfahrenen Mediziner entstehen.
- Sicherheitstechnik: Neben der Briefkontrolle auf Sprengstoffe haben in den letzten Jahren vor allem die Körperscanner an Flughäfen für Schlagzeilen gesorgt. Der Frequenzbereich dieser Systeme liegt zwar derzeit noch bei unter 100GHz, doch auch hier stellen diverse Lagen Kleidung eine große Herausforderung dar, um mit hoher Zuverlässigkeit versteckte Objekte zu finden.
- Produktkontrolle: Der Fokus liegt hier derzeit insbesondere bei der Schichtdickenmessung von optisch intransparenten Materialien. So können z.B. Plastikrohre kontaktlos in der Fertigung überprüft werden oder mehrlagige Lackschichten vermessen werden, die noch nicht getrocknet sind.
- Pharmazeutik: Hier stellt z.B. die Überwachung des Beschichtungsvorgangs von Tabletten eine mögliche Anwendung dar. Mittels THz Time Domain Spectroscopy kann hier die Schichtdicke der Beschichtung während des Prozesses kontrolliert werden. Weiterhin stellt die Stoffidentifikation mittels Raman-Spektroskopie eine etablierte Anwendung in diesem Frequenzbereich dar, allerdings wird die Messung hier indirekt über Messungen im Nahinfraroten vorgenommen, wo sämtliche Komponenten günstiger eingekauft werden können.
- Datenübertragung: Immer höhere Datenübertragungsraten verlangen nach immer höherer Modulationsfrequenz der Trägerwelle. Zwar ist hier der Schritt in den THz Bereich nahezu unausweichlich, allerdings entstehen neue Probleme. Zum einen die Absorption in der Atmosphäre zum anderen ist hochfrequente Strahlung im Allgemeinen deutlich gerichteter, so dass eine Übertragung nur im Bereich der sog. 'Line of sight' möglich ist.
Abbildung 2: Foto und THz Transmissions-Bild von zwei Proben. Links: 'F' aus Kupferfolie als Testobjekt. Rechts: Histologisches Leberpräparat (ca. 40x50mm). Tumorgewebe ist im Foto weiß zu erkennen, im THz Bild blau.
Insgesamt ist es ein spannendes Feld, in welchem auch noch nach Jahrzehnten der Forschung spannende Entwicklungen stattfinden. Die Kosten sind jedoch für den industriellen Einsatz nicht zu vernachlässigen. Der Einsatz von halbleiterbasierten Systemen bietet hier die Möglichkeit deutlich kompaktere und kostengünstige Systeme zu entwickeln um den Durchbruch in die Massenanwendungen einen Schritt weiter zu bringen.
Mitarbeiter:
- Carsten Brenner
- Sebastian Gassel
- Lisa Kreuzer
- Jens Möller
- Niklas Schulz
- Nils Surkamp
- Annamarija Starsaja