Als Ingenieur hoch hinaus

Erstellt von Lara Zeitel | |   Aktuelle Meldungen

Bent Walther im Portrait - Von der Fliegerei und einer Konzerttour mit einem US-Superstar

Bent Walther ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Elektronische Schaltungstechnik. Neben seinem Job als Ingenieur hat er ein großes Hobby: die Fliegerei.

Innerhalb eines Jahres machte er seinen Pilotenschein und dreht seither seine Flugrunden von Dortmund aus über das Ruhrgebiet. Neben seiner Flugleidenschaft und seiner Position als Doktorand an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, ist er nebenbei außerdem im Bereich der Lichttechnik tätig. Dort hatte er die einmalige Chance mit einem US-Star auf Welttournee zu gehen. Wir haben Bent Walther zu seinem spannenden Hobby und seiner außergewöhnlichen Konzertreise einige Fragen gestellt.

Wie kamst du zur Fliegerei?

Bent: Von Natur aus war ich immer begeistert von außergewöhnlichen Dingen, die nicht jeder macht. Jeder von uns saß schon mal in einem Flugzeug, aber wie viele können wirklich eins fliegen? Diese Erfahrung einmal selbst zu machen, war definitiv einer der Hauptreize. Allerdings war es ebenfalls ein Anreiz, mal wieder meine eigenen Grenzen neu auszutesten. Zusätzlich kommt zudem die technische Begeisterung dazu.

Was fasziniert dich am Fliegen?

Bent: Die Fliegerei verbindet unterschiedlichste Disziplinen, die sich in einem Flug kombinieren. Ganz klar liegt bei mir das Interesse an den technischen Komponenten, also Elektronik, Motoren und Steuerungsorgane. Nicht unerheblich ist auch das Wetter, welches jeden Flug zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Darüber hinaus kommt noch die eigentliche Flugplanung dazu, um gerade die komplexen Luftraumstrukturen im Ruhrgebiet einzuhalten und nicht mit den Airlinern zu kollidieren. Sobald die Räder den Boden verlassen und man perfekt vorbereitet ist, kann jeder Flug dann auch genossen werden.

Wie lange hat die Ausbildung gedauert?

Bent: Die minimale Anzahl der Flugstunden beträgt 45 Stunden. Allerdings ist die Ausbildung sehr stark wetterabhängig. Bei mir hat die gesamte Ausbildungsdauer dann ca. 1 Jahr benötigt.

Warum wolltest du kein professioneller Pilot werden und große Maschinen fliegen?

Bent: Das Interesse an der Fliegerei begann bei mir erst im Studium. Da ich aber mehr als zufrieden mit meiner Karriere als Ingenieur bin, sehe ich dahingehend keinen Handlungsbedarf. Wenn man zu oft in der Luft ist, geht irgendwann der Spaß verloren. Größere Maschinen kann man zu einem späteren Zeitpunkt immer noch fliegen.

Bringt dir dein Ingenieursberuf Vorteile für das Fliegen und wenn ja, welche und warum?

Bent: Ich glaube, dass das eher eine Symbiose ist. Die technische Begeisterung fürs Fliegen und die ständige Lernbereitschaft sollte jeder gute Ingenieur von Haus aus mitbringen. Gleichzeitig bekommt man durch das Fliegen aber natürlich ein besseres Verständnis für professionelle Abläufe und interdisziplinäres Handeln.

Nun zu deiner Nebentätigkeit als Lichttechniker und der Weltreise, auf die du durch diesen Job gehen durftest. Wie bist du an den Kontakt gekommen, um mit US-Star Drake auf Tour zu gehen?

Bent: Vor Beginn meines Studiums der Elektrotechnik war mein Ziel, Veranstaltungstechnik zu studieren. Das hatte aufgrund zeitlicher Konflikte nicht funktioniert. Deswegen habe ich mich dann für ein Studium der Elektrotechnik an der RUB entschieden, da ganz große Teile der Veranstaltungstechnik natürlich aus Elektrotechnik bestehen. Während meines Studiums habe ich mir Geld als Lichtoperator für Konzerte dazuverdient. Während dieser ganzen Veranstaltungen bekommt man natürlich diverse Kontakte. Eine Firma hatte damals konkret einen Operator gesucht, der ein bestimmtes Lichtpult bedienen konnte, um ein neuartiges Windensystem für einen Automobilhersteller in Betrieb zu nehmen. Diese Show sah auch US-Sänger Drake und er wollte selbstverständlich dieses neuartige System bei sich mit auf Tour nehmen. Somit kam dann schnell der Kontakt, ob ich mir vorstellen könne, mit ihm auf Tour zu gehen.

Wie lange wart ihr unterwegs?

Bent: Insgesamt bestand die Tour aus drei Teilen und 96 Shows. Amerika, Europa und Australien. In Amerika war ich mit Preproduction vier Monate, in Europa drei Monate und in Australien zwei Monate. 

Was waren deine Aufgaben?

Bent: Meine Aufgaben waren sehr unterschiedlich je nach Land. In Amerika war meine Hauptaufgabe, das System als Ingenieur jeden Tag spielfertig zu bekommen. Dazu gehörte vor allem die Koordination der über 100 Helfer, welche als erstes die 40 Trucks ausladen mussten und anschließend mit mir das Gesamtsystem aufbauten. Dabei spielt natürlich auch der Zeitdruck eine große Rolle, da jede Show am Tag pünktlich beginnen muss, um den nächsten Tag rechtzeitig in der nächsten Stadt zu sein. Gleichzeitig war ich auch für alle technischen Probleme während der Tour der Ansprechpartner. Sei es, dass Geräte ausfielen, oder dass der zuständige Programmierer Tipps und Ratschläge von mir benötigte. In Europa kam mir dann mein Heimvorteil zu Nutze und ich war dort auch für die anderen Gewerke Ansprechpartner. Final in Australien war ich schließlich als Programmierer der Show involviert. Zusätzlich kam ein von mir entwickelten Trackingsystem für Laser zum Einsatz.

Was war die größte Herausforderung?

Bent: Tatsächlich die andere Mentalität der Amerikaner, auf die man sich erst einmal einstellen muss. Das hat anfangs die ein oder andere Diskussion erfordert. Aber darüber hinaus die unglaubliche Dimension dieser Produktion, die zu diesem Zeitpunkt die Weltgrößte war.

Wieso hast du dich entschieden, so etwas nicht langfristig als Beruf zu wählen?

Bent: Auch hier gilt etwas Ähnliches wie bei der Fliegerei: Diese Zeit war eine unglaubliche Erfahrung, bei der man jeden Tag Neues gelernt hat, allerdings ist so eine Tour sehr anstrengend und wird bei dieser enormen Anzahl von Shows dann auch irgendwann monoton. Als ich in Australien war, hatte ich dann bereits parallel mit dem Masterstudium angefangen und schlussendlich das Angebot zur Promotion erhalten, was final auch die bessere Option war. Dennoch bin ich weiterhin noch für Künstler unterwegs. Nicht mehr in dieser Dimension, aber immer noch genug, um meine Freizeit damit zu verbringen.

Denkst du, dass deine Tätigkeiten auf einer Welttournee für dich im Sinne des Erreichbaren gewesen wären, wenn du kein Ingenieur geworden wärst?

Bent: Ich glaube, wenn einem etwas Spaß macht und man Freude an seiner Arbeit hat, kann man alles erreichen. Aber natürlich hat das Studium unglaublich geholfen, die komplexe Technik in den Griff zu bekommen. Angefangen von einfachen technischen Problemen über die Programmierung bis hin zur finalen Entwicklung der Gesamtelektronik. Und es ist dann auch schön am Ende einer Show die vielen Gäste zu sehen, die man den Abend mit seiner Technik glücklich gemacht hat.

Inwiefern gibt es für dich eine Verbindung zwischen der Fliegerei, der Arbeit am Lehrstuhl und dem Beruf als Lichttechniker? Gibt es Überschneidungspunkte oder stehen diese Disziplinen jede für sich?

Bent: Die Lichttechnik und die Arbeit am Lehrstuhl ergänzen sich perfekt über die gemeinsame Schnittstelle der komplexen Elektronik. Zwar hat mein Arbeitsbereich am Lehrstuhl eher weniger mit der Lichttechnik an sich zu tun, die Grundlagen und Arbeitsweisen sind aber ziemlich identisch. Die Fliegerei sehe ich ganz klar als reines Hobby.

Gibt es etwas, das du noch nicht kannst oder gemacht hast und gerne noch unbedingt lernen oder machen möchtest?

Bent: Eigentlich merke ich jeden Tag bei uns am Lehrstuhl, wie wenig man wirklich weiß. Da gibt es jedenfalls noch eine ganze Menge zu lernen. Im privaten Bereich sind das meistens ganz spontane Entscheidungen. Aktuell steht jetzt aber erstmal ganz klar die Promotion im Vordergrund. Wie es dann weitergeht, wird man danach sehen. Eventuell geht es dann auch wieder zurück in die Veranstaltungstechnik.

Vielen Dank für das Gespräch!

Von Natur aus Technikbegeistert: Bent Walther vom Lehrstuhl für Elektronische Schaltungstechnik hat sich entschieden einen Pilotenschein zu machen und fliegt in seiner Freizeit in einer Cessna 172 Propellermaschine des Dortmunder Fliegerclub Westfalen von Dortmund aus über das Ruhrgebiet. © RUB/Zeitel
Ein Blick hinter die Kulissen des Konzertmanagements: Im gesamten Bühnenbild sind 1000 Winden mit jeweils einem LED-Ball verbaut. Diese Winden fahren den Ball 18m mit 1.5 m/s hoch und runter. Die Bälle sind akkubetrieben, sodass es so aussieht, als würden die Bälle schweben. Dadurch sind komplexe Bühnenbilder möglich, die sich bei jedem Song ändern können. Dynamische Effekte werden dabei zuvor errechnet und in das Steuerpult programmiert. Die Winden benötigen insgesamt 7000 Steuerungskanäle und 50 kW an Leistung. (© Bent Walther)
To Top