Das Start-up Team mechIC der Ruhr-Universität Bochum freut sich über eine Förderung von über 1,3 Millionen Euro. Dr. Philip Schmitt, M. Sc. Steffen Wittemeier, B. Sc. Henning Mays und Dr. Lisa Schmitt haben im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Tätigkeiten einen mikrosystemtechnisch basierten passiven Sensor entwickelt, der Dehnungen ohne die Zufuhr von elektrischer Energie überwachen kann. Das Team erhält für die nächsten 24 Monate eine Förderung im Rahmen des EXIST-Forschungstransfers des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). In dieser Zeit soll der bereits patentierte Sensor zur Marktreife weiterentwickelt werden. Der Forschungstransfer unterstützt das Team dabei, seine vielsprechenden Forschungsergebnisse in ein Start-up zu überführen.
Der Name mechIC steht für mechanical Integrated Circuits und beschreibt den Fokus des zukünftigen Start-ups, Schritt für Schritt neuartige mikromechanische MEMS-Sensoren auf den Markt zu bringen, die zum Messen und Speichern keine elektrische Energie benötigen und ausgewählte Daten bereitstellen. Anstelle von mikroelektronischen Bauelementen setzt das Gründungsteam auf mechanische Komponenten und Schaltungen, die in einem Silicium-Chip integriert werden. So wird den Kunden eine ausfallsichere, robuste und einfach zu integrierende Bauteilüberwachung ermöglicht. Die Vision des Gründungsvorhabens ist es, mechIC als Synonym für energieautarke MEMS-Sensoren zu etablieren.
Dehnungssensoren gehören zu den wichtigsten Sensoren zur Messung mechanischer Größen, ähnlich wie Beschleunigungen, Druck, Kräfte und Spannungen. Das enorme Potential liegt im Wachstum der Anwendungsgebiete, wie Condition Monitoring und Predictive Maintenance. Dazu gehören die Luft- und Raumfahrt, die Zustandsüberwachung von Brücken, Tunneln und Schienen sowie die Messung von Drehmoment und Leistung rotierender Maschinen, wie z.B. in Windkraftanlagen. Einer der Hauptanwendungsfälle von mechIC besteht darin, die Überlastung und den Verschleiß kritischer Bauelemente zu überwachen, sodass die Dehnungssensoren aktiv zur Schonung von Ressourcen beitragen. Einerseits können Bauelemente rechtzeitig identifiziert und ausgetauscht werden, bevor Sach- und Personenschäden (z.B. in Folge eines Brückeneinsturzes) entstehen. Andererseits müssen kritische Komponenten nicht auf Verdacht ausgetauscht werden. Anders als herkömmliche Dehnungssensoren bietet das mechanische Messkonzept von mechIC die Möglichkeit der sensorischen Zustandsüberwachung, ohne dabei unnötige Daten zu generieren oder kontinuierlich elektrische Energie während der Messung zu benötigen. Zudem lassen sich die mikromechanischen Sensoren von mechIC ressourcenschonender herstellen, da weniger Arbeitsschritte und Gefahrstoffe erforderlich sind. Der hochintegrative Aufbau der Sensorchips macht zusätzliche elektronische Bauelemente, Messinstrumente und Batterien obsolet, wodurch ebenfalls Ressourcen gespart werden.
Entstanden ist die Idee am Lehrstuhl für Mikrosystemtechnik (MST) an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, der von Prof. Dr. Martin Hoffmann geleitet wird. Im Rahmen des Forschungsprojekts ForMikro UpFuse haben Dr. Philip Schmitt und M. Sc. Steffen Wittemeier die Grundlage für den Antrag des EXIST-Forschungstransfers gelegt. Begleitet wird mechIC seit Beginn der Antragsstellung vom WORLDFACTORY Start-up Center (WSC) der Ruhr-Universität sowie dem Inkubator Materials. Im November 2023 hat ein Expertengremium aus fachnahen Wissenschaftlern sowie Vertretern aus der Wirtschaft mit der Fördervergabe das große Potential der Dehnungssensoren von mechIC für die Wissenschaft und Industrie bescheinigt.
Die 24-monatige Förderphase will das Gründungsvorhaben mechIC nun nutzen, um den Sensor zur Marktreife zu bringen. Dazu gehört insbesondere die Auslagerung der Herstellung an eine Halbleiter-Fab, denn der Sensor ist ein Halbleiter aus Silicium und wird deshalb im Reinraum hergestellt. Erste Prototypen sollen noch 2024 zur Evaluierung an Early Adopters geschickt werden. Besonders wichtig ist auch die Unternehmensentwicklung, um das Ziel der Gründung einer GmbH im Jahr 2025 zu erreichen.