Ebenso vielseitig ist auch die Photonik-Akademie: theoretische Grundlagen, die Sicht der Anwender aus der Industrie und die eigenständige Anwendung von neu Gelerntem, das zeichnet die Photonik-Akademie aus. Vom 9. bis 14. September lernten 29 MINT-Studierende aus Deutschland und der Schweiz die Anwendungspotenziale der Plasmatechnik kennen. Dabei ging es in die Labore der Ruhr-Universität Bochum, des INP Greifswald und in das Dortmunder OberflächenCentrum „DOC“ zur dort ansässigen Projektgruppe des Fraunhofer IWS sowie zur Cortronik GmbH in Rostock, einem Industriepartner. (Foto: INP Greifswald)
Gastgeber der gemeinsamen Akademie des Bundeministeriums für Bildung und Forschung und der Photonik-Branche waren in diesem Jahr der Lehrstuhl Allgemeine Elektrotechnik und Plasmatechnik der Ruhr-Universität Bochum sowie das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. in Greifswald.
Für die Studierenden war der Zeitplan bis zum Rand gefüllt mit Informationen und spannenden Exkursionen. „Ich bin sehr dankbar für diese ereignisreiche Woche“, erzählt Akademie-Teilnehmer Ediz Herkert, der Photonic Engineering im Master Studiengang der Universität Stuttgart studiert. „Zum einen lernten wir die verschiedenen Bereiche kennen, in denen Plasmatechnik genutzt wird. Zum anderen hatten wir die Möglichkeit, Kontakte zu Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu knüpfen. Auch die Gruppe der Teilnehmer ist während dieser Woche zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen.“
Wettstreit um die beste Plasma-Lösung
Besonders spannend war für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Planspiel „Wissenschaft“, das durch das INP in Greifswald organisiert wurde. Aufgabe war es, einen mit E. coli Bakterien verunreinigten Badesee mit Hilfe von Plasmatechnologie zu reinigen.
Unter dem Motto „Hast Du die zündende Idee für die Plasmaforschung von morgen?“ wurde außerdem eine realistische Unternehmenssituation nachgestellt. Dabei sollten die in sechs Gruppen eingeteilten Teilnehmenden in einem Wettstreit um die beste Lösung für den Kunden konkurrieren. Dafür wurden sie mit einer Plasmaquelle - einem Plasmajet - den benötigten Ressourcen und einem Budget von 15.000 Euro ausgestattet. Das Resultat waren sechs ganz unterschiedliche Lösungen, mit denen die Teams in einer Präsentation den „Kunden“ überzeugen sollten. Um den Unternehmensalltag zu simulieren, erhielten sie während des Planspiels auch Off-Topic-Aufgaben – von Pressestatements bis hin zu Anfragen für Schulexkursionen.
Einblick in die industrielle Anwendung
Bei dem Medizintechnik-Unternehmen Cortronik GmbH lernten die Studierenden auf anschauliche Art und Weise, wie Plasmatechnik in der Fertigung von Stents eingesetzt wird. Neben der detaillierten Erklärung der einzelnen Prozessschritte bei der Fertigung konnten die Teilnehmenden auch einen Eindruck davon gewinnen, wie die Planung und der Vertrieb der gefertigten Chargen funktionieren.
Zum Abschluss der Woche erhielten die Studierenden in feierlichem Rahmen ihre Teilnehmerurkunden aus den Händen von Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann (Vorstandsvorsitzender und wissenschaftlicher Direktor des INP Greifswald) und Dr. Petra Wolff (Stellv. Leiterin des Referats Quantentechnologien; Photonik im Bundesministerium für Bildung und Forschung). Als besonderes Highlight wurde am Ende der Woche die Gruppe des Planspiels ausgezeichnet, die nach Ansicht der Expertenjury die Aufgabe am besten gelöst hatte. Durch geschicktes Engineering erzielte die Gruppe 5 mit ihrem Plasmajet die höchste Nutzungseffizienz. Die professionelle Art und Weise wie das Team mit der Jury interagierte, sicherte ihnen schließlich den Sieg.
Hintergrund und Partner
Für die Photonik-Akademie vom 9. bis 14. September 2018 an der Ruhr-Universität Bochum und am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie in Greifswald wählte eine Fachjury die 29 besten Bewerber aus.
Die Akademie findet seit 2012 jährlich zu einem anderen Themengebiet der stark interdisziplinär ausgerichteten Photonik statt. Sie ist Teil des Photonik Campus Deutschland, der gemeinsamen Nachwuchsinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der deutschen Photonik-Branche sowie den Branchenverbänden VDMA, ZVEI und SPECTARIS.
Ziel der Photonik-Akademie ist es, gut ausgebildeten Nachwuchs auf die Schlüsseltechnologien zur Nutzung von Licht aufmerksam zu machen und diesen für die Photonik zu gewinnen. Denn die wichtige Hightech-Branche mit einer jährlichen Inlandsproduktion von über 30 Milliarden Euro und einem überdurchschnittlichen Wachstum von rund sechs Prozent pro Jahr braucht gut ausgebildeten Nachwuchs, damit Deutschland auch weiterhin eine der führenden Nationen auf dem Gebiet der Photonik bleibt.